Immer und immer wieder höre ich diesen Tipp und immer und immer wieder stellen sich meine Nackenhaare auf – das ist wohl eines von den Ammenmärchen, die es in 100 Jahren leider immer noch geben wird. Doch schauen wir uns das mal genauer an:
Der Ratschlag, sich zu verstecken kommt meist dann, wenn der Mensch nicht so richtig weiß, wie er den Hund dazu bekommen soll, mehr auf ihn zu achten.
Vor allem im Freilauf treten dann immer wieder Probleme auf, weil der Hund aus der Sicht des Menschen zu weit weg läuft, sich mehr an anderen orientiert, als am eigenen Besitzer, zu anderen Hunden rennt, jagen geht, oder sonst irgendwie halt “sein eigenes Ding macht”.
Dann heißt es “versteck Dich einfach, wenn der Hund nicht auf Dich achtet, dann merkt der schon, dass er mehr auf Dich achten muss”
Doch – merkt er wirklich nur das? Und guckt dadurch wirklich öfter zum Menschen und ist auch noch entspannt dabei? Ganz klar: NEIN!
Wer schon Hunde gesehen hat, deren Besitzer plötzlich nicht mehr in Sichtweite sind, wenn er sich umdreht, weiß um deren Ausdruck. Dieser zeigt bei ganz vielen Hunden deutliche Schreck- und Stresssymptome.
Während also Herrchen oder Frauchen sich auf solche Tipps verlassen und grinsend zum Beispiel hinterm Baum stehen, weil der Hund jetzt endlich merkt, dass er auf sie achten muss, um den Anschluß nicht zu verlieren, bekommt der Hund eine gehörige Portion Angst und einen großen Schreck.
Ja, viele Hunde achten mit der Zeit dann mehr auf ihre Halter. Aber nicht, weil sie gelernt haben, auf ihre Vertrauensperson zu achten und mit ihr gemeinsame Sache zu machen, sondern weil sie gelernt haben, dass sie ihrem Halter nicht so richtig vertrauen können, weil der in unbeobachteten Momenten plötzlich manchmal abhaut.
Das führt definitiv nicht zu einer vertrauensvollen Bindung, sondern man macht sich diese sogar kaputt. Das Stresslevel der Hunde steigt, weil sie sich immer wieder hektisch nach uns umschauen, da sie Angst haben, wir könnten wieder heimlich verschwinden. Im schlimmsten Fall können dadurch sogar Trennungsängste entstehen.
Wenn Hunde gemeinsam in einer Gruppe unterwegs sind, weiß jeder immer ungefähr, wo alle anderen gerade sind. Damit die anderen auf ihn achten, hat es aber kein Hund dieser Welt nötig, sich zu verstecken. Ganz im Gegenteil nutzt er seine Art der Kommunikation, um Kontakt zu halten. Das ist entweder die optische oder die taktile Kommunikation.
Diese können auch wir prima nutzen. Und sie führt genau zu dem Ziel, welches wir erreichen möchten : ein Hund, der sich an uns orientiert, weil wir gemeinsam unterwegs sind.
– und gemeinsam Dinge entdecken, Blickkontakte des Gegenübers wahrnehmen und diese Wahrnehmung auch als erwünscht kommunizieren und uns ernsthaft darüber freuen, auch mal gemeinsam im Bach plantschen, auf Baumstämme klettern, oder, oder, oder…. Denn nur so können wir eine gute und vertrauensvolle Bindung beibehalten und eine Umgebung schaffen, in der unser Hund sich so wohl fühlt, dass er schon von selbst bei uns sein möchte.