Wenn Hunde etwas richtig gut lernen sollen….

dann müssen wir die Übung ganz oft wiederholen - das weiß doch schließlich jeder...
...oder???

Das, was wir wohl alle über Hundetraining wissen, ist, dass man Dinge, die der Hund gut können soll, ganz oft wiederholen muss, damit diese dann auch immer zuverlässig ausgeführt werden. Oder auch: Übung macht den Meister. 

Soweit alles klar. 

Eigentlich jedem von uns. Deshalb üben wir ja auch immer fleißig. 

Das Problem an der Sache? Viele denken, das passiert nur bei den guten Verhaltensweisen unserer Hunde. Über die von uns unerwünschten Verhaltensweisen machen wir uns oft gar nicht so richtig Gedanken und bringen unsere Hunde immer und immer wieder in Situationen, in denen sie das Verhalten zeigen, was wir gar nicht haben möchten. 

Damit er das schön üben kann… 😉 

Zum Beispiel das Pöbeln an der Leine. Da hört man dann immer und immer wieder entsetzte Worte in Form von:  “ja, aber wenn ich jetzt immer ausweiche, dann lernt der das doch nicht!” 

Meine Gegenfrage mittlerweile : “Okay. Und was lernt er, wenn du nicht ausweichst?” 

Nach etwas hin und her kommt dann meist “Hhmm, ja…. Okayyyyy…. Deshalb wird das immer schlimmer… ” 

“Ja. Auch.”  

Natürlich ist das nur EIN Faktor, der das als Beispiel gewählte Pöbeln an der Leine begünstigt. Aber ein ziemlich wichtiger – denn Übung macht bekanntlich den Meister. 


Wenn man mal kurz drüber nachdenkt – eigentlich logisch, oder? 


Da sollte man jetzt meinen: Hundetrainern, die ja nun eigentlich eine Menge über Lernverhalten wissen sollten, ist das natürlich vollkommen klar. 

-und sieht dann an allen Ecken und Enden (egal, ob in social media oder live) immer wieder: 

Es werden Szenen bewusst gestellt, in denen Hunde (egal ob zur “Übung” oder für Werbezwecke mit Nachher-Videos, in denen sich die Hunde oft nicht mehr trauen, Interesse an der Umwelt zu zeigen ) in Situationen gebracht werden, mit denen sie komplett überfordert sind ( und die Halter in aller Regel genauso) und völlig eskalieren. 


Ich frage mich da immer: 

  1. zeigt mir das Nachher-Video jetzt noch etwas anderes, als wie ein Hund aussieht, der weiß, was ihm blüht, wenn er sich für seine Umwelt interessiert? 
  2. was zeigt mir das über die Kompetenz des entsprechenden Trainers – der Lernverhalten hier so konsequent ignoriert, um geeignete Werbevideos zu bekommen? 
 

Wobei ich natürlich niemandem unterstellen möchte, als Trainer Lernverhalten zu ignorieren. Vielleicht weiß der/diejenige es ja auch einfach (noch)  nicht besser… 

Wenn ich mir aber diese hinterher stark eingeschüchterten Hunde der Vorher-Nachher-Videos mal auch nur ein klitzekleines bißchen genauer anschaue, sehe ich häufig Hunde, bei denen mir nur ein Satz in den Kopf schießt : 


Wenn DAS die Lösung ist, hätte ich gern mein Problem zurück! 


Zum Glück gibt es aber ja auch Lösungen, bei denen der Hund seine Umwelt auch nach dem Training noch wahrnehmen und mit ihr interagieren darf und sogar soll! 🙂